Kaspar Hoyer – Eiderstedts größter Staller

[Manfred-Guido Schmitz, Hg.],
Ein Bild seines Lebens und Wirkens

Kommentierte Neuauflage von Jaspers Biografie über Kaspar Hoyer: War „Eiderstedts größter Staller“ in großem Stil bestechlich?

Oldenswort/Nordstrand. Von Zuwendungen, Verehrungen, Gifften oder auch Donationen sprach man in früheren Zeiten, wenn Amtsträger „die Hand aufhielten“. Blieb das, was man heute Vorteilsannahme, Bestechlichkeit oder Korruption nennen würde, im damals als üblich betrachteten Rahmen, so sah man darin nichts Anstößiges. Hohe Wellen allerdings schlug vor über 400 Jahren ,der Fall Kaspar Hoyer’: Erst nach seinem Tod 1594 wurden „Eiderstedts größtem Staller“, nach dem das Herrenhaus Hoyerswort benannt ist, 52 Fälle solcher von ihm angenommener „Verehrungen“ während seiner 16jährigen Amtszeit vorgeworfen und Herzog Johann Adolf leitete ein Verfahren formal gegen dessen Erben ein. Vor 90 Jahren begab sich der Oldensworter Lehrer und Heimatforscher Johannes Jasper auf Spurensuche und kam in seinem 1924 erschienenen Buch „Kaspar Hoyer – Eiderstedts größter Staller“ zum Ergebnis, an den damaligen Vorwürfen sei offenbar nicht einmal ,ein Körnchen an Wahrem’ gewesen. Zu einer gänzlich anderen Sicht gelangt eine kommentierte Neuauflage von Jaspers Werk, die voraussichtlich Mitte Februar erscheint.

„Es handelt sich nicht um das Ergebnis neuer Forschung, sondern lediglich um Thesen, die sich aus zahlreichen offenen Fragen ableiten“, erläuterte der Nordstrander Journalist und Historiker Manfred-Guido Schmitz , „denn als Jasper vor rund 100 Jahren seine Biografie über Kaspar Hoyer erarbeitete, waren die damaligen Prozessakten unauffindbar“, doch auch so sprächen die von Jasper zusammengetragenen Fakten eine beredte Sprache: Dass erst nach Hoyers Tod ein Verfahren eingeleitet wurde und der Sohn des Betroffenen – seinerseits Staller – von allen Kirchenkanzeln herab die Bevölkerung auffordern lassen musste, etwaige Ungereimtheiten in der Amtsführung seines Vaters einer offenbar hochkarätig besetzten Untersuchungskommission zu melden, sei ungewöhnlich. Dies gelte um so mehr, als Kaspar Hoyers Vater laut Jasper in erster Ehe mit einer Tochter des dänischen Königs verheiratet gewesen sei, Kaspar Hoyers Schwiegertochter Anna Ovena Hoyer und deren Kinder jedoch ihr späteres Leben in Schweden verbracht hätten und Kaspar Hoyers ältester Enkel aus dieser Linie in der Nähe von Stockholm als „Wirtshauswirt“ gestorben sei. Zudem habe Jasper Dokumente benannt, denen zu folge genauestens untersucht worden war, was Kaspar Hoyer einst von seinem Vater geerbt habe und welche Grundstücke er danach wann von wem zu welchem Preis ,gekauft’ habe.

Vor allem aber: Laut Jasper hatte Kaspar Hoyer ein Vermögen in einer nie zuvor auf Eiderstedt gekannten Höhe angehäuft. Somit müsse sein Sohn als Nachfolger und Hausherr auf Hoyerswort 1594 ein sehr reiches Erbe angetreten haben, löste aber, offenbar parallel zu dem jahrelangen Verfahren in Sachen seines Vaters, seine damalige Verlobung und heiratete stattdessen mit „Anna Owens“ eine Frau, die laut Jasper umgerechnet 3 Mio Mark in die Ehe einbrachte; und dennoch war Kaspar Hoyers Sohn Hermann bereits 1622 ruiniert – als Folge von Prozessen, auf die Jasper nicht eingegangen war. „Da drängt sich doch auf“, so Schmitz, „dass an den Vorwürfen gegen Kaspar Hoyer mehr als nur ein Körnchen Wahrheit war, Kaspar Hoyers Schuld posthum festgestellt wurde und seine Erben dafür haften mussten. Kaspar Hoyer wäre dann wohl nicht der größte, aber nicht zuletzt dank Hoyerswort „Eiderstedts bekanntester Staller“.

Kommentierte Neuauflage in Auszügen

rd. 80 Seiten mit einigen Abb.,
ISBN 3-938098-81-3
Ladenpreis.: 9,80 €

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